bat ZUR ÖKOLOGIE VON FLEDERMÄUSEN IN MITTELEUROPÄISCHEN STÄDTEN bat


Inhaltsverz. Einleit. Grundl. Flederm. in Städten Stadtbewohner? Schutz Abstract Literat.


Kapitel 3 Fledermäuse in mitteleuropäischen Städten -Fortsetz.-

Die Städte Die Fledermausarten in den Städten Einige Fledermausarten im Umland der Städte Bestandsentwicklung einiger Fledermausarten in den Städten

Die Fledermausarten in den Städten -Fortsetz.-


Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)

Abbildung Allgemeine Verbreitung Vorkommen in Städten Quartiere Jagdraum Mobilität Tabelle

Allgemeine Verbreitung (siehe Abbildung (5KB) nach [RYDELL & BAAGOE 1994])

Die Zweifarbfledermaus, die ihren Namen aufgrund ihres an den Haarspitzen weiß gefärbten Fells erhielt, taucht nach STEBBINGS & GRIFFITH [1986] in Westeuropa nicht auf. Das Verbreitungsgebiet zieht sich von Mittel- und Osteuropa bis nach Sibirien und zum Iran, im Norden bis zu südlichen Teilen Skandinaviens und im Süden bis nach Griechenland [SCHOBER & GRIMMBERGER 1987 und CORBET & HARRIS 1991]. Nachweise in Westeuropa scheinen nur ausnahmsweise von wenigen weitgewanderten Zweifarbfledermäusen zu stammen.

"Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im waldigen Bergland und den Steppenzonen Osteuropas und Asiens ... Der bevorzugte Lebensraum [in Mitteleuropa] ist vermutlich eine Kombination aus Wald und Feld ..., wobei im Winter Großstädte mit ihrem günstigen Lokalklima als Felsersatz angenommen werden können." [POTT-DÖRFER 1991]

Vorkommen in Städten

In 16 von 24 Städten (Tabelle 1) werden die Tiere meist im Winterhalbjahr nachgewiesen, zu den häufigeren Fledermausarten zählt die Zweifarbfledermaus nie.

Bereits BAUER [1954] zitiert Ryberg, der sich eingehend mit den skandinavischen Fledermäusen beschäftigt hat, daß die Zweifarbfledermaus in Süd-Schweden und Dänemark vor allem Städte bewohne. Gleiches stellt BAUER [1954] für sein Untersuchungsgebiet Wien fest, wobei er hinzufügt:

"Dabei ist nicht einmal so sehr das Vorkommen im Stadtgebiet an sich bemerkenswert, das ja auch noch von einer Reihe anderer Arten ... bewohnt wird, als vielmehr die nach bisherigen Beobachtungen festzustellende Beschränkung auf das Stadtzentrum."

Die "Kunstfelsen" (auch Neubauten incl. Fertighäusern) der Großstadt werden auch heute noch von der Zweifarbfledermaus in Wien als Überwinterungs- und "Balzort" genutzt [SPITZENBERGER 1990]. Auch in Hamburg [GROSS 1986/87] und Bayreuth [ARNOLD & SACHTELEBEN 1993] wurde die Art an einem Hochhaus nachgewiesen, ist ansonsten aber wie in Kassel [JANSEN 1993] und Berlin selten.

Nach BOYE et al. [1985] taucht die Art

"... westlich ihrer [eigentlichen] westlichen Verbreitungsgrenze hauptsächlich in Städten auf."

Dies wurde bereits vorher von PIEPER & WILDEN [1980] beschrieben:

"Ein erheblicher Teil der neueren Funde in Mitteleuropa wurden in größeren Städten gemacht: Hamburg, Berlin, München, Kobenhavn usw.."

Zum gleichen Ergebnis kommen auch POTT-DÖRFER [1991] in Niedersachsen und KOCK & ALTMANN [1994b] in Hessen, die für den Stadtbereich von Frankfurt am Main doppelt soviel Nachweise geben, wie für das gesamte Bundesland Hessen. Interessanterweise stammen die Nachweise aus Frankfurt zumeist aus dem Winterhalbjahr, Nachweise aus dem nichtstädtischen Bereich hingegen aus dem Frühjahr und Sommer [KOCK & ALTMANN 1994b]. Dies spricht dafür, wie POTT-DÖRFER [1991] bereits andeutete (s.o.), daß die wenigen in Mitteleuropa heimischen Zweifarbfledermäuse im Winter in die Städte einwandern. Gleiche Hypothesen werden auch von RYDELL & BAAGOE [1994] formuliert. Inwiefern die im Winter in den Städten gefundenen Tiere im Frühjahr auch nach Nord- und Osteuropa abwandern, wie z.B. SPITZENBERGER [1990] formuliert:

"Sommernachweise, insbesondere Wochenstuben existieren hauptsächlich in Nord- und Osteuropa, in die die Tiere ab März aus Wien abfliegen",

ist bisher nicht geklärt.

Quartiere

Eigentlich Bewohner von Felswänden [KOCK & ALTMANN 1994b und RYDELL & BAAGOE 1994], scheinen die Zweifarbfledermäuse in den Städten, in denen sie an ihrer westlichen Verbreitungsgrenze überwintern, hohe Gebäude als Ersatz anzunehmen. In den meisten Städten, in denen die Tiere vorkommen, liegen Nachweise vor, bei denen die Tiere hinter der Fassade in Spalten ihr Quartier bewohnen.

Bereits EFFELDT [1873] beschrieb das Vorkommen in Berlin und Brandenburg ähnlich:

"Sie wählt Ihren Aufenthalt meist in hohen Thürmen, altem Gemäuer und Höhlen, nie in hohlen Bäumen."

HAENSEL [1992a] beschreibt diese Quartierwahl anhand der wenigen Nachweise aus Berlin:

"Bei den letzten beiden Tieren könnte es sich um (weitgereiste) Wintergäste gehandelt haben, wobei ihr Erscheinen an bzw. in Hochhäusern (im letzten Fall in bedeutender Höhe) besonders festhaltenswert ist."

RYDELL & BAAGOE [1994] geben für die Art Spalten an Gebäuden (Mauern und Dachstühle) und Felswände als Winterquartier an. Höhlen und Stollen werden von der Art gemieden. Im Sommer können die Tiere desgleichen Spalten an Gebäuden und Felswänden, aber auch Nistkästen und Baumhöhlen, bewohnen. Entsprechende Nachweise sind aber an den Grenzen des Verbreitungsgebiets der Art (z.B. Deutschland) sehr selten.

Jagdraum

Infolge der wenigen Winternachweise aus Städten liegen keine speziellen Jagdbeobachtungen aus Städten vor. Nach RYDELL & BAAGOE [1994] jagen Zweifarbfledermäuse jedoch 20-30m über Grund in offener Landschaft, Wäldern und Gewässern, aber auch um Straßenbeleuchtungen. Sie erbeuten Käfer (Coleoptera), Zweiflügler (Diptera) und Nachtfalter nur im Flug [SCHOBER & GRIMMBERGER 1987 und RYDELL & BAAGOE 1994].

Mobilität

Frühere Veröffentlichungen über die Zweifarbfledermaus zählen sie zwar zu den wandernden Fledermausarten, dies scheint aber nach RYDELL & BAAGOE [1994] nur für Osteuropa zu stimmen. Gemessenen Wanderstrecken von bis zu 850km in Weißrußland und der Ukraine stehen Strecken von maximal 130km in Zentraleuropa gegenüber. RYDELL & BAAGOE [1994] nehmen für Zentraleuropa auch ortstreue Populationen an, bzw. beschreiben Zweifarbfledermäuse, die im Winter wenige Kilometer in die Städte hinein wandern.


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©verfaßt von Tiemo Redel -Germany (Berlin)- und zuletzt verändert am am 21.Oktober 1996

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