bat ZUR ÖKOLOGIE VON FLEDERMÄUSEN IN MITTELEUROPÄISCHEN STÄDTEN bat


Inhaltsverz. Einleit. Grundl. Flederm. in Städten Stadtbewohner? Schutz Abstract Literat.


Kapitel 3 Fledermäuse in mitteleuropäischen Städten -Fortsetz.-

Die Städte Die Fledermausarten in den Städten Einige Fledermausarten im Umland der Städte Bestandsentwicklung einiger Fledermausarten in den Städten

Die Fledermausarten in den Städten -Fortsetz.-


Großes Mausohr (Myotis myotis)

Abbildung Allgemeine Verbreitung Vorkommen in Städten Quartiere Jagdraum Mobilität Tabelle

Allgemeine Verbreitung (siehe Abbildung (5KB) nach [CORBET & HARRIS 1991])

Nach CORBET & HARRIS [1991] und SCHOBER & GRIMMBERGER [1987] ist die größte mitteleuropäische Fledermaus* fast nur in Europa verbreitet. Nachweise der nach HARMATA [1969] thermophilen Großen Mausohren stammen hauptsächlich aus Mittel- und Südeuropa. In Skandinavien, Dänemark und Großbritannien fehlt die Art gänzlich. In Mitteleuropa (Norddeutschland, Polen und Belgien) sind die nördlichen Verbreitungsgrenzen erkennbar.

Vorkommen in Städten

Obgleich die Großen Mausohren in den vorherigen Jahrhunderten in einigen mitteleuropäischen Städten die häufigste Fledermausart waren, haben sie diesen Status heute gänzlich verloren (siehe auch Abschnitt Bestandsentwicklung einiger Fledermausarten in den Städten). SCHOBER & GRIMMBERGER [1987] beschreiben zwar ihre Bindung an menschliche Siedlungen, und sie werden in 17 der vorliegenden 24 Städte (Tabelle 1) nachgewiesen (in Hamburg existiert allerdings nur der Nachweis eines sterbenden Tieres), Große Mausohren erscheinen aber innerhalb der bebauten Stadtbereiche, ähnlich wie in Berlin, selten oder gar nicht.

So liegen im Sommer nur vereinzelte Nachweise aus dem Stadtgebiet Berlins vor [KLAWITTER 1975]. Wochenstuben existieren in Berlin wahrscheinlich nicht, wie auch in keiner der anderen Städte Sommerkolonien oder Wochenstuben nachgewiesen wurden. Außerhalb von Städten werden diese - teilweise aus mehreren hundert Individuen bestehend - in Mitteleuropa des öfteren aufgefunden [SPITZENBERGER 1993].

In Wien [SPITZENBERGER 1990] und Brno [GAISLER & BAUEROVA 1985/86] werden nur wenige Tiere im Herbst und Frühjahr im Stadtzentrum gefunden, die sich vermutlich auf der Wanderung zwischen Sommer- und Winterquartier befanden, ansonsten liegen wie in Freiburg [HOFFRICHTER 1990] nur Nachweise aus den Außenbezirken vor. In Basel [GEBHARD 1983] meiden die Tiere gänzlich die Siedlungsagglomeration.

Die Untersuchung in Poznañ [BOGDANOWICZ 1983] bewertet das Große Mausohr als häufigste Art im Winter. Wie in Berlin findet man die Tiere aber nur in größeren felshöhlenähnlichen Gebäudewinterquartieren (Bunkeranlagen), in das die Tiere aus einem größeren Gebiet einwandern. In Berlin wandern Große Mausohren im Winter aus bis zu 125km Entfernung aus dem Umland in die größeren Gebäudewinterquartiere (Spandauer Zitadelle, Fichtenbergbunker, Wasserwerk Friedrichshagen) ein, wodurch Große Mausohren zumindest dort nach der Wasser- und Fransenfledermaus die dritthäufigste Art werden [KLAWITTER & PALLUCH 1987 und HAENSEL 1992a].

Quartiere

In ihrem nördlicheren Verbreitungsgebiet (z.B. Mitteleuropa nördlich der Alpen) bezeichnen SCHOBER & GRIMMBERGER [1987] Große Mausohren als Hausfledermäuse. In mediterranen Regionen beziehen die Tiere jedoch ganzjährig bevorzugt Höhlen als Quartier [GÜTTINGER 1994].

In Mitteleuropa findet man die Tiere im Winter in warmen Stollen, Gewölben, Kellern, Höhlen u.ä.. Dabei hängen die Großen Mausohren oft frei in Clustern, nutzen aber auch Mauerlücken und geschützte Stellen. Entsprechende Nachweise wurden in Berlin [KLAWITTER & PALLUCH 1987 und HAENSEL 1992a] und Brno [GAISLER & BAUEROVA 1985/86] gemacht. Nachweise aus engen Spalten liegen nicht vor.

Daß die Tiere an feuchten Teilen von Gebäuden ihr Winterquartier beziehen, bemerkte bereits EISENTRAUT [1932]:

"[Dort] überwintern [sie] auch in derart feuchten Gängen, daß ihr Pelz vollkommen von Wassertröpfchen bedeckt ist ."

Wenige Sommernachweise findet man in Berlin nur in den großen Gebäudewinterquartieren [KLAWITTER & PALLUCH 1987 und HAENSEL 1992a]. Andere Autoren zählen hauptsächlich warme (bis zu 45oC ) Gebäudesommerquartiere - insbesondere Dachböden und Kirchtürme - auf, die als Ersatz für feuchtwarme Höhlen besiedelt werden. Seltener werden Baumhöhlen, Nistkästen und unterirdische Räume und Stollen im Sommer genutzt [SCHOBER & GRIMMBERGER 1987].

Als Ausnahme ist also auch der Nachweis von Mausohren in Nistkästen in Berlin durch LEHNERT & PALLUCH [1992] zu werten. Nach GAISLER & BAUEROVA [1985/86] stammen die Sommerquartiernachweise in Brno von Dachböden. In Kassel bewohnen die Großen Mausohren auch Autobahnbrücken [JANSEN 1993].

Jagdraum

Jagende Große Mausohren werden in den bebauten Stadtbereichen nicht angetroffen. Ihre Jagdräume sind offene Laubwälder, lichte baumbestandene Landschaften (z.B. Gärten und Streuobstwiesen) und Parkanlagen, in denen sie hauptsächlich Laufkäfer (Carabidae), aber auch Fluginsekten, erbeuten [SPITZENBERGER 1993 und [SCHOBER & GRIMMBERGER 1987]. Daraus ist zu ersehen, daß die Tiere durchaus "zu Fuß Beute machen". [SCHOBER & GRIMMBERGER [1987] geben ansonsten einen Bereich von 5-10m an, in dessen Höhe die Tiere ihrer Beute nachjagen. Die für Laufkäfer in Städten ungünstigen Lebensbedingungen [KLAUSNITZER 1993b] könnten einer der Gründe für das Fehlen der Großen Mausohren in den Städten sein.

Auf Müllkippen im Stadtgebiet Berlins konnten von [KLAWITTER [1973] u.a. jagende Mausohren nachgewiesen werden, deren Quartiere aber vermutlich jenseits der Stadtgrenze im agrarisch geprägten Umland lagen (siehe auch Abschnitt Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)).

Mobilität

Große Mausohren haben laut [SPITZENBERGER [1993] einen relativ großen nächtlichen Aktionsraum, der einen Radius von 6km (9km bei [AUDET [1990]) umfaßt. Infolgedessen stammen sicherlich einige Nachweise aus Städten von Tieren, die nicht in der Stadt ihr Quartier haben. Desgleichen können Tiere, die am Außenrand der Städte ihre Quartiere haben, aus der Stadt in das Umland in ihre Jagdgebiete fliegen.

Auch betreffend ihrer Wanderfähigkeit zwischen Sommer und Winterquartier sind Mausohren relativ mobil. Bei vorhandenen Quartiermöglichkeiten können die Tiere über weite Entfernungen vom Sommerquartier im Umland in die Winterquartiere der Städte einfliegen, wie dies in Berlin nachgewiesen wurde. Auch nach [SCHOBER & GRIMMBERGER [1987] sind Große Mausohren wanderfähig - Entfernungen zwischen Sommer- und Winterquartier über 100km (ein Nachweis von 390km) sind nicht selten.


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Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)
Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)
Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
Weitere 12 Fledermausarten

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©verfaßt von Tiemo Redel -Germany (Berlin)- und zuletzt verändert am am 21.Oktober 1996

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